Christusbild

Christusbild
Chris|tus|bild 〈[krı̣s-] n. 12die Gestalt Christi in Kunst u. Forschung

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Chrịstusbild
 
[k-]. Von der menschlichen Gestalt Christi ist kein authentisches Abbild überliefert, da die Urgemeinde seine Wiederkehr erwartete und die Juden das Gottesbild allgemein ablehnten. Jedoch berichten schon Legenden des 2. Jahrhunderts von Christusbildern, die auf übernatürliche Weise entstanden sein sollten (Acheiropoieta).
 
In der frühchristlichen Kunst wurde die Gegenwart Christi durch Geheimzeichen (christliche Symbole), seit Anerkennung des Christentums als Staatsreligion vermehrt durch bildhafte Darstellungen wiedergegeben. Der Gute Hirte der Katakombenmalerei ist ein jugendlicher Held, bartlos mit lockigem Haar, dem antiken Schönheitsideal des Apoll folgend. Seit dem 5. Jahrhundert besteht daneben das Bild des reifen, würdigen Christus mit in der Mitte gescheiteltem langem Haar und Bart. Als Maiestas Domini oder als Pantokrator sitzend oder stehend wird er bis zur Romanik besonders in der Apsis dargestellt; in der byzantinischen Kunst blieb der Pantokrator ein wichtiger Bildtypus. Im Mittelalter wurden Leben und Passion Christi zentrales Thema. Für die wichtigsten Stationen aus dem Leben Jesu Christi entstanden Einzelbilder, Szenenfolgen besonders in der Buchmalerei, auf Altarflügeln, in der Reliefplastik und Grafik; und zwar aus seiner Kindheit: Geburt Christi, Anbetung der Drei Könige, Flucht nach Ägypten, Darstellung Christi im Tempel; aus seinem Wirken: Taufe Christi, Berufung der Apostel, Schilderung der Wunder und der Passion, u. a. Abendmahl, Gebet am Ölberg, Gefangennahme, Geißelung, Dornenkrönung, Ecce—Homo, Kreuztragung, Kreuzigung, Kreuzabnahme, Beweinung Christi, Grablegung, Auferstehung Christi, Himmelfahrt Christi. Die Verklärung Christi konnte dem Passionszyklus vorangestellt werden.
 
Neben den Darstellungen, die auf den Evangelien beruhen, ist das Christusbild durch die Ankündigung der Propheten, Psalmworte und die Apokalypse des Johannes geprägt: Christus, umgeben von den vier Evangelistensymbolen, Christus als Überwinder von Tod und Teufel (Aspis und Basilisk). Durch die Jahrhunderte suchten die Künstler das Christusbild, das dem Frömmigkeitsausdruck der Zeit und ihren stilistischen Mitteln am nächsten kam. So entstanden so unterschiedliche Auffassungen wie der »Beau Dieu« als Kathedralplastik der hohen Gotik und der geschundene Gekreuzigte auf den spätgotischen Altären von M. Grünewald. Der Gekreuzigte war auch das bevorzugte Thema der Bildhauer (Kruzifix). Weitere plastische Werke eigneten sich besonders als Andachtsbild: Jesus-Johannes-Gruppe, Vesperbild (italienisch Pietà), Schmerzensmann. Diese Darstellungen zeigen wie die Bilder des Jesuskindes, des Jüngsten Gerichtes und des Gnadenstuhls v. a. einen Heilsvorgang und keinen historischen Ausschnitt aus dem Leben Jesu.
 
 
H. Krause-Zimmer: Das zweifache C. in frühchristl. Kunst.. . (Dornach 1972);
 F. G. L. van der Meer: Christus. Der Menschensohn in der abendländ. Plastik (a. d. Niederl., 1980);
 
Christus in der bildenden Kunst, hg. v. K. Winnekes (1989).

Universal-Lexikon. 2012.

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